Roombeek – Ein Viertel wie kein anderes

| Maike

Der 13. Mai 2000 war ein heißer Tag. Auch in Enschede. Viele Menschen zog es an diesem Samstag aus der Stadt heraus ins Grüne. „Das war ein großes Glück“, erklärt Titia Boitelle, während sie eine Luftaufnahme des Stadtteils Roombeek hochhält. Boitelle gibt Führungen durch das Viertel, in dem an jenem Frühlingstag eine Feuerwerksfabrik explodierte. 23 Menschen starben, weit über 900 wurden verletzt, etwa 4.000 verloren ihr Zuhause

oder ihre Arbeitsstelle. Der Stadtteil verschwand in einer schwarzen Wolke. Wir spazieren durch Roombeek und können das alles kaum glauben. Links und rechts des Weges reihen sich architektonische Kunstwerke aneinander. Villen mit extravaganten Fassaden, hochmoderne Appartement-Komplexe, Geschäftshäuser wie aus der Architektur-Zeitschrift.

Alt trifft neu

Nach der Katastrophe wurde Roombeek auf außergewöhnliche Weise wieder aufgebaut, wie unsere Stadtführerin erzählt. Bürger, Stadtplaner und Architekten entwarfen gemeinsam ein neues Roombeek – eines, in dem Platz für Neues ist, das aber auch auf kreative Weise an die Textilgeschichte des Viertels erinnert. Gebäude, die nicht zerstört wurden, blieben stehen, bekamen teilweise neue Funktionen und schmiegen sich heute an die eindrucksvollen Neubauten. „Die Hälfte der ehemaligen Bewohner kam zurück“, sagt Boitelle. „Mit vielen von ihnen habe ich gesprochen, um ein Gefühl für dieses Viertel zu bekommen.“

Auf Zeitreise in der Museumfabriek

Unser Rundgang endet an der Museumfabriek, die in einem ehemaligen Fabrikgebäude aus rotem Backstein untergebracht ist. Das 2007 gegründete Museum passt wunderbar in das Viertel: auch hier verschmelzen Alt und Neu miteinander. Animationen, Experimentier-Stationen und Vitrinen erzählen die Geschichte der Menschheit. Auf einer Art Zeitreise geht es für uns von den ersten

Niederlassungen in der Region bis zu den modernsten technischen Innovationen. In einem der Räume hängt ein riesiges Modell von der Decke, das zur aktuellen Ausstellung „Der Traum vom Fliegen“ gehört. Hier erfahren wir nicht nur, wie unsere Urgroßväter sich dem Thema widmeten. Wir lernen auch, warum Vögel von der Erde abheben können und wie Ahornsamen im Wind fliegen.

Wieder draußen zieht es uns in einen kleinen Park, der rundherum von Reihenhäusern umgeben ist. Es scheint ein Straßenfest stattzufinden. Nachbarn treffen sich vor ihren Türen und Musik sorgt für Sommer-Laune. Wir nehmen auf einer Bank Platz, schauen dem Treiben zu und freuen uns, dass wir dieses besondere Viertel entdeckt haben.

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