Einkaufen in Winterswijk – Mode, Markt und Mondriaan

| Jutta Ingala

Winterswijk, das sind Kindheitserinnerungen. Erinnerungen an unzählige Radtouren, meist wöchentlich, in das kleine Städtchen im Achterhoek. Womit die Gegend geografisch auch schon trefflich eingeordnet ist: in den hinteren, östlichsten Winkel der Niederlande nämlich.

Winterswijk – unser Shoppingparadies

Unser samstägliches Ritual bestand darin, über den Markt zu schlendern, Menschen zu beobachten, einzukaufen. Am Obst- und Gemüsestand war es Luc, bei dem wir am liebsten unsere Körbe füllten, weil er uns immer Äpfel zusteckte. Hier ein Arm voller Blumen für zu Hause, dort eine Tüte gemischter Lakritze. Und natürlich Käse. Zuerst ausgiebig probieren, um dann unter großem Palaver das beste Stück auszuwählen.

Direkt nebenan und doch eine andere Welt

Gerade einmal zehn Kilometer trennten mein Zuhause vom Nachbarort. Doch gefühlt war Winterswijk Lichtjahre entfernt: die Wiesen einfach grüner, die Bauernhöfe so viel romantischer, die Kühe schwarz-bunt und nicht braun wie diesseits der Grenze. Der Rhythmus lebhafter, die Menschen immer mit einem kessen Spruch auf den Lippen.

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Winterswijk ist immer einen Ausflug wert

Heute hat sich vieles verändert und doch ist eigentlich alles wir früher. Der Schlagbaum ist gefallen, die fröhlich bunten Gulden sind dem Euro gewichen und Winterswijk hat sich längst zu einem auch jenseits des Achterhoeks beliebten Ausflugsziel gemausert. Aber seinen Charme hat es behalten. Mit dem Rad fahre ich immer noch möglichst oft hinüber, denn geographisch befinde ich mich wieder am Ort von einst. Und selbst, wenn kein Markttag ist, so lässt sich die Umgebung von Winterswijk auf tollen Radrouten entlang eben jener Bauerngehöfte erkunden, die mir schon immer so gut gefallen haben. Einige beherbergen heute Cafés, beispielsweise das „Weingut Hesselink“ oder der „Theetuin De Wacht“ und „Rosenhaege Living Gardens“, wo sich Besucher nicht nur stärken, sondern auch die schön angelegten Gärten besuchen können.

Der Markt von Winterswijk ist ein tolles Erlebnis

Wen es in die Stadt zieht, der besucht den Markt – immer mittwochs und samstags – rund um die Jacobskerk. An einem „puntzak met patat“, einer Spitztüte voller Fritten, kommt fast niemand vorbei. Und natürlich Backfisch. Man muss wissen, dass unsere Nachbarn den Fisch niemals, wirklich niemals mit Dip essen! Wer also als Kenner gelten will, der bestellt ihn ohne. Oder greift gleich zum „Hollandse Nieuwe“. So heißt der junge Hering, der roh mit fein gehackten Zwiebeln gegessen wird. Dazu den Hering an der Schwanzflosse packen, Kopf in den Nacken legen und den Fisch im Mund verschwinden lassen. Lecker!

Kultur in Winterswijk

Piet Mondriaan, Wegbereiter der abstrakten Malerei, verbrachte in Winterswijk seine Jugend. Ihm ist ein kleines, sehenswertes Museum gewidmet. Untergebracht ist es im Elternhaus und der benachbarten ehemaligen Schule am Zonnebrink 4, wo Mondriaans Vater als Lehrer unterrichtete. Dort werden auch wechselnde Ausstellungen zeitgenössischer Künstler gezeigt. Ganz unverhofft begegnet der Besucher in Winterswijk dem Werk eines weiteren berühmten Sohns der Stadt: Gerrit Komrij. Schwungvoll in weißen Stein gemeißelt, sind Fragmente seiner Gedichte über die ganze Innenstadt verteilt ins Straßenpflaster eingelassen. Kleine literarische Stolpersteine, die zu einer etwas anderen Spurensuche durch den lebhaften Ort einladen.

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5 x Hochgefühl in Winterswijk

  1. Im Sommer das „Strandbad“, ein Naturbad am Rand von Winterswijk, besuchen. Wer nicht schwimmen möchte, setzt sich auf die Terrasse der „Strandlodge“, genießt ausgezeichnete Küche und einen tollen Ausblick auf das Wasser.
     
  2. Für Radtouren in und um Winterswijk – das Gemeindegebiet wurde übrigens zum Nationalen Landschaftspark ernannt –, kann man sich vor Ort auch eine „Fiets“ ausleihen. Auf der Website des VVV gibt es die entsprechende Info und tolle Routenbeschreibungen.
     
  3. Bei einer Führung durchs „Dorf“ Geschichten über gestern und heute lauschen. Dabei interessante Gebäude entdecken und an historischen Orten verweilen. Beispielsweise an den Schauplätzen aus „Und im Fenster der Himmel“ von Johanna Reiss, in Winterswijk geborene Schriftstellerin. Von Mai bis Oktober über den VVV.
     
  4. Einkaufen! Fast sternförmig gruppieren sich hübsche Einkaufsstraßen um den Marktplatz. Lieblingshops: Bei „Hartje“ (Ratumsestraat 24) gibt es hübsche Wohn-Accessoires. Im Café „De Koets“ (Meddosestraat 33) trinkt man aus kunterbunten Tassen, die man in der Boutique gegenüber auch gleich für zuhause kaufen kann. Designerschuhe bei „Oxner“, von Hand gefertigte Taschen aus Second-Hand-Jeans in der „Denim Bar“: in der Misterstraat regiert die Mode!
     
  5. Den köstlichsten Kuchen und die kreativsten Sandwiches gibt es im Lunch-Café „Bijzonder Gewoon“ in einem liebevoll restaurierten Haus am Bossesteeg 4. Der Name, ein Wortspiel, bedeutet frei übertragen: „Anders und doch so normal“. Im außergewöhnlichen Team arbeiten junge Menschen mit und ohne Handicap zusammen. Mit ansteckender Fröhlichkeit!

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